Umsatzsteuer: Die Niederlande sind das Tor nach Europa

In den vergangenen Jahren lässt sich eine stark zunehmende Internationalisierung des Handels beobachten. Die Berater von Moore MKW werden regelmäßig eingeschaltet, um internationale Unternehmen, die die Niederlande im wahrsten Sinne als „Tor nach Europa“ betrachten, im Rahmen ihrer steuerrechtlichen Angelegenheiten zu unterstützen und zu begleiten. Welche Herausforderungen bestehen im Rahmen von Beratungen dieser Art und was kann die Einbeziehung von Steuerberatern bewirken? Diese Fragen werden wir anhand eines Fallbeispiels aus der Praxis beantworten. Es handelt sich dabei um einen großen, internationalen Chemiekonzern, der seine Waren nach Rotterdam importiert und von dort aus in Europa distribuiert.
Umsatzsteuer: Die Niederlande sind das Tor nach Europa

Die Einschaltung eines Steuervertreters vermeiden

Anfang 2018 trat ein in Südostasien ansässiger Chemiekonzern an uns heran. Der Konzern war bereits seit dem Jahr 2014 an einem Produktionsstandort in Deutschland tätig. Durch die guten finanziellen Ergebnisse ergab sich der Wunsch nach einem weiteren Ausbau der Tätigkeiten in Europa.

Der erste Schritt beinhaltete den Import und Weiterverkauf von Halbfabrikaten in großem Umfang aus Asien. Durch die geografische Lage und die hervorragende Infrastruktur wurde beschlossen, die Niederlande als Ausgangsbasis zu nutzen.

Im Rahmen der Import- und Weiterverkaufstätigkeiten von Waren sah sich der Konzern mit der Erhebung von Steuern und Zöllen konfrontiert. Auf Anraten seines Stamm-Logistikpartners wurde der Kontakt zu einem Steuervertreter mit allgemeiner Vollmacht hergestellt, der die steuerlichen Pflichten in den Niederlanden bearbeiten konnte.

Vorteil und Nachteil

Diese Lösung hatte den Vorteil, dass auf eine Registrierung für Mehrwertsteuerzwecke in den Niederlanden verzichtet werden konnte. Ferner konnte für Einfuhren das Reverse-Charge Verfahren (eine Umkehrung der Steuerschuldnerschaft) zur Vermeidung eines Finanzierungsnachteils genutzt werden.

Der größte Nachteil dieser Lösung lag in den beträchtlichen Kosten des Steuervertreters mit allgemeiner Vollmacht und der geforderten Sicherheit im Rahmen der Erstellung der Umsatzsteuererklärung. Zudem war diese Lösung auf lange Sicht nicht tragfähig, da es außerdem Pläne gab, in den Niederlanden einen Produktionsstandort und ein Verkaufsbüro zu errichten.

Unsere Herausforderung bestand in der Entwicklung einer zukunftsbeständigen Lösung, bei der die beträchtlichen Kosten und die Sicherheitsleistung der Steuervertretung verhindert werden, während die Umkehrung der Steuerschuldnerschaft in Bezug auf die Importe gleichzeitig erhalten werden sollte.

Gründung einer BV in den Niederlanden

Um den Einsatz und die damit einhergehenden Kosten eines Steuervertreters zu vermeiden, war es erforderlich, dass der Konzern in den Niederlanden ein für Mehrwertsteuerzwecke registriertes Unternehmen wird und die Umsatzsteuererklärung (gegebenenfalls mit Unterstützung von Moore MKW) selbstständig einreichen würde.

Dass im Falle einer alleinigen Mehrwertsteuer-Registrierung entstehende Problem war das Erlöschen des Umsatzsteueranspruchs bei der Einfuhr. Das Reverse-Charge Verfahren ist nämlich nur anwendbar, wenn ein Steuervertreter eingesetzt wird oder die importierende Partei in den Niederlanden ansässig ist.

Das Erlöschen des Umsatzsteueranspruchs würde dazu führen, dass unmittelbar bei der Einfuhr der Waren, Umsatzsteuer entrichtet werden muss, anstatt auf Grundlage der regulären Umsatzsteuererklärung. Dies würde einen beträchtlichen Finanzierungsnachteil zur Folge haben.

Vor dem Hintergrund, dass die Anwendung des Reverse-Charge Verfahrens im Rahmen der Einfuhr Voraussetzung für eine adäquate Lösung war, wurde am Ende vorgeschlagen, eine BV in den Niederlanden zu errichten. Diese Lösung passte zudem zu den Plänen, in den Niederlanden einen Produktionsstandort und ein Verkaufsbüro einzurichten.

Kommunikation auf der richtigen Ebene

In diesem Fall erfolgte die Kommunikation zunächst mit den Mitarbeitern aus dem Bereich Finanzen am Produktionsstandort in Deutschland. Die vorgetragene Lösung wurde dort zwar positiv aufgenommen, allerdings ohne Einleitung entsprechender Folgeschritte.

Dies war auf die abwartende Haltung der Muttergesellschaft in Südostasien zurückzuführen. Gemeinsam mit den Mitarbeitern in Deutschland wurde dann beschlossen, direkt mit den verantwortlichen Personen in Asien in Kontakt zu treten. Dies bot uns die Möglichkeit, die Lösung (noch) besser zu erläutern. Am Ende waren auch die Verantwortlichen in Asien von der Lösung überzeugt und haben wir als Moore MKW eine begleitende Rolle bei der weiteren Umsetzung eingenommen.

Die Niederlande sind das Tor nach Europa

In diesem Fall wurde erneut bestätigt, dass die Niederlande als Niederlassungs- und Transitland viel zu bieten haben. Natürlich spielen die geografische Lage und die hervorragende Infrastruktur eine wichtige Rolle, aber am Ende sind die finanziellen und steuerlichen Argumente häufig ausschlaggebend. In politischer Hinsicht ist das Thema oftmals sensibel, jedoch sind die Niederlande aus vielen Gründen das Tor nach Europa und darauf dürfen wir stolz sein.

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908 A4805 bewerkt
Marielle Kisfeld-Mommer MB RB

Steuerberater nach niederländischem Recht

+31 (0)5 41 21 74 09

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